Also, meine weibliche Verwandtschaft läßt sich bis zu meiner Großmutter zurückverfolgen, was bei einer normalen Hauskatze ohne Papiere gar nicht so häufig ist.

Meine Mutter heißt Max, weil ihre Dosenöffner erst dachten, daß sie ein Katerchen wird. Mein Frauchen nannte sie aber oft Maxi. Meine Mutter ist eine eher scheue Katze, die lange braucht, bis sie Vertrauen faßt. Ganz am Anfang lief sie schon weg, wenn mein Frauchen sie nur angesprochen hat, aber nach ungefähr einem Jahr ließ sie sich auch von ihr anfassen.

Etwa drei Jahre lang kam meine Mutter jeden Morgen bei meinem Frauchen futtern, und die hatte auch stets neue Leckerbissen für sie.

Wenn ich der Wahrheit die Ehre geben soll, so fand ich es immer unmöglich, daß ein anderes Katzenvieh in mein Reich durfte. Aber Frauchen hat drauf bestanden, daß Maxi zum Frühstück und auch bei schlechtem Wetter rein durfte, und so mußte ich nachgeben. Allerdings hab ich mich oft an Mama gerächt. Ich versteckte mich hinter dem Sessel, und wenn sie - nichts Böses ahnend - vom Frühstück kam, hab ich sie aus der Wohnung und auch noch durch den ganzen Garten geprügelt. Wann immer Frauchen das mitbekommen hat, gab es natürlich Ärger. Sie versteht wirklich rein gar nichts von Revierverteidigung.

Aber meine Mutter war eine gute Mäusefängerin. Nicht selten haben wir beide zusammen gejagt und uns die Mäuse gegenseitig zugetrieben. Bei der Jagd konnte man sie gut gebrauchen, aber ansonsten hab ich sie lieber von hinten gesehen.

Nun ja, und dann gibt es noch meine Großmutter, die heißt Krümel.

Krümel hat gern auf dem Rasenteppich auf unserer alten Terrasse gelegen, weil sie dort Ruhe vor den Kindern ihrer Dosenöffner hatte. Sie döste vor sich hin und ließ sich auch von mir nicht stören. Gelegentlich wollte sie rein, aber da sie drin oft ihre Krallen in die Polster schlug, hat Frauchen es nur selten erlaubt.

Krümel ist eine sogenannte Glückskatze wegen ihrer Farbflecken. Vom Charakter her ist sie ein sehr dominantes Individuum. Sie läßt sich nichts gefallen und von mir schon gar nicht. Deshalb hab ich mir auch gelegentlich was eingefangen, wenn ich es mit meinem Unfug übertrieben habe. Meine Großmutter war für mich eine Art Respektsperson. Meist brauchte sie ihre Pfoten gar nicht gegen mich zu erheben, da wußte ich bereits, was die Glocke geschlagen hat.

Vor etwa zwei Jahren sind meine Verwandten weggezogen, und wir haben nie mehr was von ihnen gehört. Wie mein Frauchen von Dritten erfuhr, soll eine der beiden Katzen beim Umzug „verloren gegangen“ sein, was immer das heißen mag. Mich rührt das nicht so besonders, aber mein Frauchen ist sehr traurig darüber und denkt oft an die zwei.